Vera Klaiber & nandman
BACH MEETS ELECTRO
Am Anfang steht Johann Sebastian Bach. Puristisch und charakterlich opulent zugleich. Emotional aufwühlend kommt seine Musik daher. Durch klare Muster und scheinbar planbare Abläufe definiert, bricht Bach zielgenau und dem musikalischen Verlauf angepasst aus dem Konstrukt aus. Eine faszinierende Praktik, die zeitlos wirkt und dennoch immer wieder neu definiert werden kann! Dieses „Ausbrechen“ hat die drei Künstler dazu inspiriert, die Musik Bachs in einen neuen, modernen Kontext zu übersetzen: Die analogen Klänge der Orgel werden mit Synthesizer-Klängen und Rhythmus-Elementen kombiniert, unterlegt und teilweise verfremdet. Die barocke Tonsprache wird so neu interpretiert und mit der modernen Tonsprache elektronischer Musik kombiniert, der Kirchenraum zum durchgängig erfüllten Klangraum. Das Programm ist kontrastreich gestaltet und nutzt den Effekt des Gegensätzlichen. Eine ruhige und entspannte Stimmung löst die „Air“ von Bach aus: Klangfarben mischen und trennen sich, verschmelzen und verklingen schließlich am Ende des Stückes. Einen kraftvollen Kontrast hierzu bildet die bekannte „Toccata in d-Moll“. Der als Orgelsolo ausgeführte Anfang wird von Synthesizern zitiert und weitergeführt, bevor sich Keyboard und Orgel zu einem gemeinsamen Ganzen vereinen.
Vera Klaiber \ Orgel
Fernando Lepe Arias \ Klavier & Synthesizer
Christian Zimmermann \ Klavier & Synthesizer
BACH MEETS ELECTRO
AUSBRECHEN. AUFBRECHEN. NEU DEFINIEREN.
Ausbrechen. Aufbrechen. Neu definieren. Diese Handlungsmotive sind für das Konzertformat für Orgel, Klavier, Synthesizer und Elektronik bestimmend. Für das ehrfürchtig und mächtig anmutende Instrument Orgel trifft das in dieser Konstellation ebenso zu: Ausbrechen aus dem tradierten Gebrauch, aufbrechen in vielschichtig verwobene Klangebenen. Neu(es) definieren aus dem Kollektiv mannigfaltiger Register und Stimmen. Das entspricht im Wesentlichen einem vielseitigen Synthesizer und nimmt dessen klangliche Mutationsfähigkeit vorweg.
Die Energie von unermesslicher Fülle aus der Musik von Bach erzeugt eine Haltung, die bei der Entstehung und Interpretation dieser Stücke prägend war und ist: Dienen, nicht (Zu)Dröhnen. Fast alles, was sich um Bachs schöpferisch vorgegebene Motivik und Harmonik vollzieht, kommt aus Ansätzen des Minimalismus: schematische Klarheit in asketischer (Ton)Sprache. — Fast alles. — Vordergründig rezipiert, vermag diese Musik objektiv und kühl erscheinen. Taucht man in sie ein, offenbart sich nicht zuletzt ihre innerliche Wärme. Ihr Klang wirkt belebend und intensiv, hat vielseitigen Charakter, ist reich an Farben und entlädt sich in überwältigenden Ausbrüchen. Diese Musik zeigt starke Persönlichkeit.
Vera Klaiber, Fernando Lepe Arias und Christian Zimmermann verkörpern als Musikschaffende und Interpreten diesen Ansatz: sie nehmen sich selbst zurück und rücken die Tonkunst in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Bachs Musik fungiert als Keimzelle des Albums und Bindeglied zwischen den Akteuren. Seit Beginn dieses Projekts 2018 verstehen sie es, Tradition und Moderne in eine Form zu gießen und ihr Credo konzertant zu präsentieren. Beabsichtigt war von Anfang an, die Musik Johann Sebastian Bachs fortzuentwickeln und deren melodische, harmonische und rhythmische Gestalt als Inspirationsquelle für ihre Interpretationen und Kreationen zu nutzen. Dienen heißt also nicht, ängstlich zu sein. Sondern: Anschauungen, Ausbrüche, Aufbrüche und Neu-Definitionen mit ganz persönlicher Note in Re-Kompositionen einfließen zu lassen und auch darzustellen.